Seidhr – die okkulten Praktiken NordeuropasIn den letzten Jahren ist das Interesse an der Thematik „Seidhr“ stark gewachsen. Nicht nur Personen und Gruppierungen innerhalb der nordisch-germanischen Heidenszene in Europa und der USA beschäftigen sich zunehmend mit diesem Phänomen. Auch Neo-Schamanen - ständig auf der Suche nach Nischen in dem seit drei Jahrzehnten anhaltenden Schamanismus-Boom - haben dieses Themenfeld für sich entdeckt. Innerhalb der alten Sagas finden wir einigen Stellen in denen das Wort „Seidhr“ auftaucht und die ebenfalls damit verbundene Praktiken beschrieben werden. Und der Religionswissenschaftler Eliade entdeckte als Verfasser eines der ersten Standartwerke zum Thema „Schamanismus“ das auch vor dem Hintergrund der nordisch-germanischen Mythologie einige schamanisch-orientierte Methoden zu ergründen sind. Inwiefern bestimmte magische Praktiken des germanischen Kulturraumes als „schamanisch“ bezeichnet werden können, ist natürlich fraglich. Eine allseitig anerkannte Bestimmung des Begriffes gibt es bislang nicht. Ursprünglich wurden damit rituell-magische Praktiken der verschiedenen indigenen Gemeinschaften Sibiriens bezeichnet. Später wurde dann versucht die Praktiken aus diesem kulturellen Bereich zu verallgemeinern und auf verwandte globale Schemen anzuwenden. Wie sieht es diesbezüglich in Nordeuropa aus? Meinen ausführlichen Artikel zu diesem Themenkomplex finden Sie hier: |
Gesichter des Seidhr
Einige der im Seidhr verwendeten Methoden lassen sich (wie nachfolgend aufgeführt) grob unterteilen.
Es ist mir wichtig zu betonen, dass sämtliche Praktiken oftmals nach Eignung und Neigung des Ausübenden gemischt wurden und werden. Eine typische Klassifikation wäre hier aus meiner Sicht paradox.
Galdr (Zaubergesang) Beim Galdr werden die durch Stimme und begleitende Musik erzeugten magischen Schwingungszustände genutzt um das gewünschte Vorhaben auf magischer Ebene entsprechend umzusetzen.
Spá Spá ist die Wahrsagung und Zukunftsschau unter dem Einsatz von Trance-Techniken. Diese Methoden sind heutzutage auch unter dem Begriff „oracular seidh“ bekannt.
Runenzauber Die Anwendung der Runen der Runen ist sehr vielfältig. Die Bandbreite reicht von der Visualisierung, dem Aufmalen von Binderunen zur Heilung, zum Schutz oder Fluch über die Verwendung in Talismanen und Amuletten bis hin zum Gebrauch als Orakel.
Utiseta (Draußensitzen) Beim Utiseta versenkt sich der Praktizierende an einem ausgewählten Kraftort in der Natur (z.B. einem Grabhügel oder einer heiligen Quelle) in einen tranceartigen Dämmerzustand um den Kontakt zur Geisterwelt herzustellen.
Verwendung von Seidhr
BegriffeHamingja - das angesammelte Glückspotential eines einzelnen Menschen (als die Gruppenhamingja entsprechend das Glücksreservoir einer gesamten Familie). Durch heilbringende Taten und Lebenshaltung kann die eigene Hamingja aufgebaut und gestärkt werden. Aber ebenfalls kann unheilvolles Verhalten und Handeln die Kraft der Hamingja verringern und eventuell sogar die nachfolgenden Generationen einer Familie negativ beeinflussen. Fylgja – der persönliche Schutzgeist, der sehr eng mit dem Menschen selbst verbunden ist. Die Fylgja erscheint oft in Tiergestalt oder als Wesen mit dem gegensätzlichen Geschlecht. Völlig losgelöst von der Gestalt des Menschen wird sie meistens nur im Traum oder kurz vor dem Tod wahrgenommen. Familien haben zudem oft eine Sippen-Fylgja.Das Heil bezeichnet die körperliche, geistige und seelische Ganzheit und Gesundheit.Hugr - der Wesenzug des menschlichen Geistes durch dessen Kraft der Wille verdichtet und manifestiert wird.Munr – das charakteristische Resultat aus dem fruchtbaren Zusammenwirken von Erinnerung und Verstand.Hamr – die Form, in der die Persönlichkeit auf den unterschiedlichen Ebenen in veränderter Gestalt ausgesandt werden kann. Önd - der bewusste Atem mit dem die innere Energie und die Lebenskraft beeinflusst werden.Módr – die von purer Emotion beseelte kraftvolle Handlung.Urlag/ Orlög - das Urgesetz aller Welten, dem alles unterworfen ist. Ein großer Plan mit Knotenpunkten, der einer Landkarte ähnelt und damit das grobe Raster vorgibt.Wyrd – das Schicksalsnetz, dass sich innerhalb des Urlags kontinuierlich nach Ursache und Wirkung entwickelt. Die Nornen, die drei „Schicksalsfrauen“, sitzen am Weltenbrunnen an der Wurzel Yggdrasils und spinnen ständig an dem Netz, dem alle Wesen, auch die Götter, unterworfen sind.
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